Auftraggeber |
Guagliardi Ruoss, dipl. arch. eth swb |
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Hardturmstrasse 169, 8005 Zürich |
Les Triplettes de Belleville
Beurteilung durch das Preisgericht
Drei abgeknickte Baukörper bilden beim Projekt «Les Triplettes de Belleville» eine zusammenhängende städtebauliche Figur am Eichrain, die der zukünftigen Überbauung mit Gewerbe- und Wohnräumen sowie einem Alterszentrum eine einheitliche Morphologie verleiht. Die drei Häuser formulieren gemeinsam einen ruhigen, begrünten Hofraum, der als räumliches Zentrum der Gesamtanlage einen inneren Zusammenhalt gibt und die Neubauten als identitätsstiftendes Ganzes versteht. Durch die Ausgestaltung von drei Durchgängen und dem Abwinkeln der einzelnen Baukörper gegenüber der Nachbarschaft werden aussenräumliche und morphologische Verbindungen zum Kontext gesucht und atmosphärisch differenzierte Vorzonen für die einzelnen Nutzungen entlang den Parzellenrändern gestaltet. Der Ansatz des Projekts überzeugt in einer stimmigen Umsetzung, die zwei unterschiedlichen Raumprogramme innerhalb einer städtebaulich und architektonisch ausformulierten Gebäudefigur zusammenzufassen und den rund 100 städtischen Wohnungen sowie dem Alterszentrum eine gemeinsame Identität zu verleihen. Dieser innere Zusammenhang wird nachvollziehbar über die Ausgestaltung eines offenen Hofraums ausformuliert, ebendies stellt jedoch auch einen kontrovers diskutierten Ansatz dar. Denn die morphologische Stärke des Projekts deckt gleichzeitig dessen grösste Schwierigkeit auf. Indem die Geste der städtebaulichen Setzung auf einen inneren Zusammenhalt ausgelegt wird, geht dies auf Kosten einer selbstverständlichen Einbettung der zukünftigen Überbauung im stadtlandschaftlichen Kontext des ortstypischen durchgrünten Siedlungskörpers und wirkt letzten Endes zu introvertiert, selbstbezogen und das Potenzial der Umgebung wenig ausspielend.
Ausserdem führt die morphologische Angleichung der Baukörper zu Einbussen in der typologischen Umsetzung der einzelnen Raumprogramme. Für die beiden Wohnbauten mit Gewerbeanteil im Erdgeschoss werden die Abkröpfungen noch überzeugender umgesetzt, indem mehrspännige Treppenhäuser die jeweiligen Gebäudeenden auszeichnen und ohne Qualitätsverlust der einzelnen Wohnungen eine hohe Dichte generiert wird. Beim Baukörper für das Alterszentrum leidet eine typologisch nachvollziehbare Lösung stark unter der formalen Setzung, so dass keine schlüssig nachvollziehbaren Geschosseinheiten mit Alterszimmern entstehen können und sich nicht nur räumliche, sondern auch nutzungstechnische Mängel im Erdgeschoss offenbaren.
Das Projekt «Les Triplettes de Belleville» bildet für die Jury einen wertvollen Beitrag zur städtebaulichen Diskussion und überzeugt innerhalb des typologischen Ansatzes eines gemeinsamen Hofs für die beiden zukünftigen Nutzungen. So sehr dieser Teil der Arbeit geschätzt wird, so sehr offenbart schliesslich die Ausformulierung der Grundrisse – insbesondere des Alterszentrums – dass anstelle der forcierten Zusammenfassung ein subtilerer formaler Zusammenhang hätte gesucht werden müssen, um die unterschiedlichen Raumprogramme architektonisch zu vereinen.